Quelle Neue Presse, Inga Schönfeldr
Lebt für den Verein: Martin Röhl vom TSV Wennigsen hat von der Region Hannover einen Preis für sein ehrenamtliches Engagement bekommen.Foto: Inga Schönfeldt
Region würdigt Martin Röhl vom TSV Wennigsen für seinen ehrenamtlichen Einsatz für junge Sportler
Cristiano Ronaldo und David Alaba als Co-Trainer von Martin Röhl zu bezeichnen wäre etwas übertrieben. Allerdings haben die beiden Fußballstars viel für Röhls Jugendmannschaft des TSV Wennigsen getan. Während der Lockdowns hatte der 52-Jährige nach Möglichkeiten gesucht, seine jugendlichen Spieler zum Training in den eigenen vier Wänden zu motivieren. Und die Mitmachvideos mit Übungen der berühmten Fußballer, die im Internet zur Verfügung standen, waren perfekt, um die Jungen zu animieren, sich fit zu halten. Doch das war Röhl noch nicht genug: Er dachte sich immer wieder neue Laufeinheiten aus, die die Mannschaft individuell absolvieren sollte.
Für seine kreativen Ideen als Trainer und sein jahrelanges Engagement in der Organisation im Jugendbereich des TSV hat Röhl nun eine Ehrung der Region Hannover erhalten. Regionspräsident Steffen Krach (SPD) und dessen Stellvertreterin Petra Rudszuck (SPD) bedankten sich persönlich bei den 41 ausgezeichneten ehrenamtlich tätigen Männern und Frauen aus der gesamten Region Hannover.
Teams des Sohnes geleitet
„Wichtig war für mich, dass die Jungen immer etwas Neues machen“, erklärt Röhl, der in seinem Hauptberuf als IT-Koordinator bei einer Versicherungsgesellschaft arbeitet. Die Mühe hat sich gelohnt: Als ein gemeinsames Training wieder möglich war, hätten alle jungen Spieler vor ihm auf dem Platz gestanden. „Das war nicht zu erwarten, dass man so ein Glück hat und alle zurückkommen“, sagt er bescheiden.
Die Vereinsarbeit liegt ihm am Herzen. Als sein Sohn als Fünfjähriger mit dem Fußballspielen in der G-Jugend anfing und es keinen Trainer gab, entschied sich Röhl kurzerhand, selbst das Team zu übernehmen. Seitdem sind fast zehn Jahren vergangen – mittlerweile bereitet er die A-Jugend auf den Wechsel in die Herrenmannschaft vor.
Auch die ganze Fußballsparte, deren Jugendabteilung er seit 2017 leitet, ist mit der Zeit gewachsen. Statt acht Fußballmannschaften trainieren nun 17 Teams im Verein. Zu verdanken ist das auch Röhl. Er versucht stetig, neue Trainer unter den Eltern der Kinder zu finden und die Ehrenamtlichen, die sich bereits engagieren, bei ihrer Arbeit zu unterstützen. „Vieles geht über Kontaktpflege und Wertschätzung“, meint er. Denn das größte Problem vieler Vereine sei, dass ihnen Betreuer fehlen – und die Kinder die Lust am Sport verlören, wenn sie nicht vom Trainer eingesetzt werden.
Leitbild zum Kinderschutz
Besonders stolz ist Röhl auf das von ihm initiierte Team Kinderschutz. Vor drei Jahren besuchte er beim Landessportbund eine Schulung zur Verhinderung von sexuellem Missbrauch an Kindern. „Danach wusste ich einfach, das muss ich jetzt umsetzen.“ Kinder und Jugendliche vor Misshandlungen, Mobbing und Gewalt schützen – das wollte er auch im TSV erreichen.
Röhl suchte sich Mitstreiter, mit denen er ein Kinderschutzleitbild für den Verein formulierte. Alle Trainer müssen sich verpflichten, Verhaltensrichtlinien einzuhalten, und ein Führungszeugnis vorlegen. Auch einen Handlungsplan – sollte es zu einem Missbrauchsfall kommen – haben sich alle gemeinsam überlegt.
Röhl und seinem Team geht es dabei nicht nur um sexuelle Gewalt, sondern auch um den alltäglichen Umgang auf dem Platz. „Ich habe mich fast schon geschämt für Trainer, die ihre Kinder anbrüllen – was sogar zu Spielabbrüchen führte“, erzählt Röhl. „Das war unterirdisch. Dagegen gehe ich vor.“
Wer ein solches Verhalten beobachtet oder Probleme mit dem Trainer oder einem Mannschaftskollegen hat, kann Röhl und sein Team ansprechen. Der Niedersächsische Fußballverband zeichnete das Projekt jüngst mit dem mit 2500 Euro dotierten dritten Platz beim Nachhaltigkeitspreis aus. „Wir sind sehr stolz drauf, aus rund 50 landesweiten Projekten ausgewählt geworden zu sein“, sagt der Ideengeber. Noch mehr freuen würde es ihn, wenn andere Vereine das Projekt übernehmen werden. „Bei Fragen kann sich jeder gerne an mich wenden.“
Fusion mit Nachbarvereinen
Die eigene Mannschaft trainieren, den Kinderschutz vorantreiben, neue Trainer finden – das sollten genug Aufgaben sein. Doch Röhl setzt noch weitere Akzente: Er setzt sich dafür ein, dass beim TSV jedes Kind eine Chance bekommt. Denn der Verein steht für Breiten- statt Leistungssport. „Man muss darauf achten, dass alle mitkommen. Wenn nur die Besten spielen, würde ich 50 Prozent der Kinder verlieren.“
Genau das und die schwierige Trainersuche erleben viele Vereine. Ab dem 1. Juli wird der TSV deswegen auch offiziell mit den Vereinen aus Bredenbeck, Holtensen und Degensen fusionieren. Ein neuer Name ist schon gefunden: JSG Deister. „Das ist der nächste Meilenstein, den wir erreicht haben“, sagt Röhl.